Es gibt welche, die machen es gut. Es gibt welche, die machen sich auf den Weg. Aber die meisten machen nichts. Krause, Diplom-Designer, Innovationscoach und digitaler Vordenker, will das ändern.
Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk in Koblenz. Hier, eingerichtet von der Handwerkskammer Koblenz, steht ein digitaler Spielplatz. Auf rund 3000 Quadratmetern können sich Unternehmen an das Thema Digitalisierung herantasten. Mittlerweile ist das etablierte Kompetenzzentrum Teil des Förderschwerpunktes „Mittelstand Digital – Strategien zur Digitalen Transformation der Unternehmensprozesse“ des Bundesministeriums für Wirtschaft Energie (BMWi). Hier wird nicht nur „gespielt“, hier wird Digitalisierung gelebt und initiiert. Ein Vorreiter, auch bundesweit.
„Es geht nicht um die Digitalisierung der Hand“, sagt Krause. Es geht nicht darum, den Menschen zu ersetzen. „Stattdessen geht es um die Digitalisierung von Prozessen. Das Internet der Dinge trifft längst auf Wirtschaft und Handwerk. Und es gilt, die begleitenden Prozesse der erbrachten Dienstleistung zu digitalisieren. Nehmen wir das Beispiel Klimaanlage: Die wird gebaut, gelangt in den Handel, wird ausgeliefert und landet beim Kunden. Vier Stationen, die zukünftig digital so zu gestalten sind, dass alle in der Kette davon profitieren.“
Krause begleitet Unternehmen auf ihrem Weg durch den Prozess der Digitalisierung. Und macht dabei ganz spannende Erfahrungen. „Wir haben das Unternehmen Kolorat in Rhens vor vier Jahren bei der Umsetzung einer digitalen Beratungsplattform begleitet – und wurden dafür am Anfang sehr stark belächelt.“ Kolorat verkauft Farben und Zubehör. „Was sollen die mit einer digitalen Plattform im Netz, hieß es damals. Heute, ganz speziell mit Corona, lacht niemand mehr. Kolorat ist dank Digitalisierung einer der Gewinner. Da hat sich eine echte Community gebildet mit mehr als 16.000 Followern.“
Krause unterstreicht: „Das Händische wird beim Handwerker bleiben. Aber es geht darum, Produkte und Dienstleistungen greifbar und erlebbar zu machen. Und digital verfügbar. Corona hat in vielen Bereichen den Prozess der Digitalisierung auf 300 km/h beschleunigt. In einem Jahr ist mehr passiert als in den zehn Jahren zuvor. Wir als Kompetenzzentrum können uns vor Nachfragen kaum noch retten. Aber die Menschen werden zum Teil durch die Entwicklung der Pandemie eben auch gezwungen zu reagieren und ihre Hausaufgaben zu machen“, sagt Krause, der das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk leitet.
Doch auch wenn die Nachfrage groß ist, die Zahlen bleiben beunruhigend. „20 Prozent der Unternehmen im Mittelstand sind Vorreiter im Bereich der Digitalisierung, Die hatten sich selbstständig auf den Weg gemacht und die Aufgabe früh erkannt. Da wurden Geschäftsmodelle entwickelt und die Digitalisierung dazu eingesetzt, die komplette Kette der Prozesse zu optimieren. 30 Prozent der Unternehmen – viele von ihnen gesunde Handwerksbetriebe mit 15 und mehr Mitarbeitenden – wissen, was Digitalisierung ist. Sie kennen sich aus, haben einen Überblick, aber es fehlt der richtige Startpunkt. Das sind maßgeblich unsere Kunden, von dort erhalten wir die meisten Anfragen. Der Wille ist da, oftmals braucht es nur noch ein bisschen Unterstützung, die wir dann liefern können. Auch mit Blick auf Fördergelder und Tools.“
Sorge bereiten Krause aber die „50 Prozent der Unternehmen, die das Thema Digitalisierung auf die lange Bank schieben. Zumeist Betriebe mit immens hoher Auslastung. Ich höre dann oft: Krause, was willst du von mir? Wir fahren Vollauslastung und können gar nicht mehr alle Aufträge annehmen. Doch die großen Player im Handwerk setzten im Bereich der Digitalisierung längst um. Und wer jetzt den Zug verpasst, der wird in ein paar Jahren nicht mehr hinterherkommen. Dann werden andere sich etabliert haben. Ich sage dann immer: Glaubt bitte nicht, Ihr könnt Euch zurücklehnen. Der Markt wird sich weiter verändern und dann wird das große Jammern beginnen. Wer jetzt seine Hausaufgaben nicht macht, dem droht ein böses Erwachen.“
Krause warnt jedoch auch davor, das Thema in der Umsetzung falsch anzugehen: „Es geht darum, Prozesse dauerhaft weiterzuentwickeln. Es geht nicht darum, sich vor den Rechner zu setzen und analog ein bisschen digital zu spielen. Da wird leider auch viel Murks gemacht.“
Der Digitalexperte weiß natürlich, „dass wir nicht alle werden mitnehmen können auf diesem Weg. Aber ich möchte dem Mittelstand und dem Handwerk die Angst nehmen vor der Digitalisierung. Es wird auch in zehn Jahren keinen Roboter geben, der Menschen adäquat die Haare schneidet. Das Handwerk wird immer bleiben, nur das Drumherum verändert sich. Und bei dieser Veränderung darf man heute nicht zuschauen.“