Aber warum hat das gesamte Konsumsystem dann keine Skrupel davor, Menschen in finanzielle Abhängigkeiten zu bringen? Weil es einfach lukrativ ist für die Geldgeber?
Ja, absolut! Die Wirtschaft wird dadurch befeuert, dass die Menschen konsumieren. Und Konsumkredite sind ein mega Geschäft. Die Menschen werden da echt ausgenommen. Diese Kredite sind das viel lukrativere Geschäft als jemandem Geld für eine Immobilie zu leihen. Heute wollen die Leute immer alles sofort haben, und es wird ihnen möglichst einfach gemacht. Das ist wie beim Konsum (legaler) Drogen: Am Anfang scheint es ganz cool zu sein, dann kommst du nicht davon weg und am Ende hast du ein riesen Problem.
Und dann kommen Sie daher, der das Business von der Pike auf gelernt hat, der in Harvard studiert hat, der mit Zahlen einfach umgehen kann. Und der irgendwann merkt: Hier ist ein großer Fehler im System und irgendeiner muss es endlich mal aussprechen …
… natürlich! Mein Ziel war es, den Menschen zu zeigen wie man wirtschaftlich solide agieren kann und wie man vermögend wird, ohne dabei seine Freiheit aufzugeben. Wenn man die richtigen Entscheidungen trifft, dann hat man einfach ein viel angenehmeres und gesünderes Leben.
Die Figur Investmentpunk, die daraus entstanden ist: Wie sind Sie darauf gekommen?
Ich war damals mit Freunden im Punker-Outfit auf einem Punkrock-Festival in Rostock, wo ich zuvor mit einer Bank verhandelt hatte. Auf dem Festival bin ich gefragt worden, was ich beruflich mache. Einer meiner Freunde hat dann raten lassen und der Deal war: Für jeden falschen Tipp zahlt ihr einen Drink, erratet ihr es, zahlen wir fünf Drinks. Und nach 31 Drinks, die wir schon lange nicht mehr trinken konnten, sagte einer meiner Kumpel: Das ist kein Investmentbanker, das ist ein Investmentpunker. So entstand die Idee.
Daraus ist viel geworden. Sie haben viele Bücher geschrieben, halten Vorträge, geben Menschen in Beratungen wichtige Impulse. In einer Welt, die sich ständig verändert, kann man gar nicht aufhören, den Menschen Ratschläge zu geben, sie zu warnen und sie aufzuwecken, oder?
Das ist es, denn heute gilt: Ausbildung ist ein lebenslanges Thema! Auch Leute wie ich, die finanziell unabhängig sind und nicht mehr arbeiten müssten, müssen sich dennoch ständig weiterbilden – denken wir da nur an die Digitalisierung, der ich mich in einem meiner Bücher widme. Das ist ein wichtiger Markt, der weiter sehr stark wachsen wird. Da dürfen wir nicht nur zuschauen, da müssen wir mitlernen.
Fühlen Sie sich heute immer noch frei? Sind Sie ein freier Mensch?
Ja, ich kann machen, was ich will! Ich bin frei, weil ich wirtschaftlich ausgesorgt habe. Ich kann frei über alles verfügen. Ich entscheide selbst, was ich mache. Und ich habe ein Verständnis dafür, wie die Systeme in der Zukunft funktionieren. Ich bin in der Lage, aufgrund meiner Ausbildung und meines Wissens qualifizierte Entscheidungen für meine weitere Zukunft zu treffen. Die sind vielleicht nicht immer richtig. Aber die meisten Leute lassen diese
Entscheidungen von jemand anderem treffen, und das mache ich nicht. Ich gehöre also sicherlich zu den Menschen, die sehr, sehr viel Freiheit genießen.
Weitere Infos:
www.investmentpunk.com