Zeitalter der Krisen: Mittelständische Unternehmen sind schlecht gerüstet – Tipps, wie es besser geht

87% der Bereichsleiter*innen in mittelständischen Unternehmen haben kein Risikokonzept für den eigenen Bereich. Nie war der Begriff „Krise“ zwar so populär wie heute. Wenn wir selbst nicht betroffen sind, zeigen wir uns maximal betroffen. Doch die wenigsten Unternehmen lernen daraus.

 

Alexander Bollmann, Geschäftsführer der Management- und Personalberatung BOLLMANN EXECUTIVES GmbH ®, berichtet aus seiner Beraterpraxis und gibt Tipps zum praktischen Krisencheck sowie einen Ratgeber als Empfehlung.

Aus der Management-Praxis: Im Rahmen unserer Führungskräfteausbildung und Managementcoachings der BOLLMANN EXECUTIVES GmbH mache ich mit meinen Kollegen erschreckende Erfahrungen, aus denen nahezu jedes Unternehmen und jeder Bereichsleiter lernen kann, wenn nicht sogar sollte. Obwohl es in der Führungskräfteentwicklung vorrangig um die Performance-Entwicklung und professionelle Führungsarbeit geht, stellen wir seit 3 Jahren in jeder Aus- und Weiterbildung von Abteilungs- und Bereichsleitern folgende 4 Fragen:

 

  1. Was sind potenzielle Risiken in Ihrem Bereich/Ihrer Abteilung?
  2. Wie sehen Worst-Case-Szenarien aus?
  3. Anhand welcher KPIs erkennen Sie diese im Vorfeld?
  4. Wie sieht Ihr bereichsbezogenes Notfallprozess dazu aus?

13% der Teilnehmer haben dazu mehr oder weniger qualifizierte Antworten! Nur 5% haben ein fundiertes Notfallkonzept für die prägnantesten Risiken ihres eigenen Bereichs. In der Regel sind das die Bereichsleiter aus dem IT-Umfeld oder im Bereich Finance. Nahezu alle anderen Bereiche stehen mit offener Flanke perspektivischen Krisen gegenüber: Der Vertrieb kann die Angst um Kundenverluste zwar formulieren, vertraut jedoch auf seine Sales-Attitüde. Der Bereich Beschaffung und Versorgung beobachtet gerade einmal wirtschaftliche Ausfallrisiken der wichtigsten Lieferanten, in der Technik geht es maximal um Energie- und Materialmanagement sowie Qualitätssicherung. Und so zieht sich das erschreckende Bild durch nahezu alle Unternehmensbereiche.

Besprechung

87% der Bereichsleiter haben also kein fundiertes Risikomanagement in Form professionell implementierter Krisenkonzepte!  Das Motto „Es ist ja noch immer gut gegangen, und wir haben kompetente Mitarbeiter, die wissen, was sie tun“, ist faktisch falsch, da es im besten Fall Fähigkeiten im Umgang mit operativen Herausforderungen beschreibt,jedoch bei weitem nicht das Handlungskonzept im echten Krisenfall bedeutet. Würde das allein ausreichen, würde wohl kaum eine Feuerwehr Übungen praktizieren und keine Armee der Welt würde aufwendige Manöver abhalten.

Doch für jedes Unternehmen und das bezogen auf jeden Unternehmensbereich zählt: Sobald die Krise eintritt, müssen Abläufe, Prozesse, Vorgehensweisen und Alternativszenarien perfekt funktionieren. In Trockenübungen zu Worst-Case-Szenarien mit den Bereichsleitern unserer Führungskräfteausbildung und Managementcoachings hat sich gezeigt, dass alle Verantwortungsträger zunächst wertvolle Zeit verlieren, um sich selbst zu sortieren, bevor sie mit Überlegungen zur Reaktion beginnen und unter dem Druck der Krise dann noch fehlerhaft handeln, wodurch sie die Krise (zwar unbeabsichtigt, jedoch quasi selbstverschuldet) verstärken, Zeit verlieren und schlimmstenfalls die Schadensbegrenzung nicht professionell implementieren können.

Aufmerksames zuhören

Dabei kennen wir (eigentlich) das Prinzip der Vorsorge und im persönlichen Bereich nehmen wir das  nicht selten sehr ernst: als Eltern gehen wir mit unseren Kindern zur Vorsorge (U1, U2…), wir selbst gehen zum Zahnarzt, lassen eine Darmspiegelung machen und beschäftigen uns mit der Krebsvorsorge oder Indikatoren für gesundheitliche Alterungsprozesse.

 

Und was ist mit dem Gefährdungspotenzial in unseren Unternehmen? Es ist grob fahrlässig, wenn nicht gar unternehmensgefährdend, wenn nicht jeder Bereichs- oder Abteilungsleiter ein gut abgestimmtes Notfallkonzept für seinen Bereich hat, das idealerweise auch jährlich überprüft wird.

Machen Sie den Test in Ihrem Unternehmen: Mit den vorgenannten genannten vier Fragen können Sie jeden Bereich Ihres eigenen Unternehmens darauf testen, wie fit er nicht nur im Performance-, sondern eben auch im Risiko- und Krisenmanagement ist. Wenn eine Führungskraft diese vier Fragen nicht valide beantworten kann und kein Konzept hat, kann dies, im schlimmsten Fall für das ganze Unternehmen gefährlich werden. Krisen haben die Eigenschaft, überraschend zu kommen. Unternehmen und Mitarbeiter sollten deshalb nicht dem Zufall ausgeliefert sein, die Verantwortung dafür obliegt dem Management.

 

Ratgeber für Unternehmer mit Tipps und Empfehlungen zur Prävention:

Erfahren Sie mehr über den proaktiven Schutz Ihres Unternehmens und Ihrer betrieblichen Abteilungen. Sie erhalten weitere Tipps sowie Handlungsempfehlungen zum Risiko- und Krisenmanagement.

Ratgeber Krisenmanagement

Über den Autor

 Alexander BollmannAlexander Bollmann ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Bollmann Executives GmbH mit Sitz in Waldbreitbach. Die Management- und Personalberatung hat ihre Schwerpunkte im Bereich Headhunting, Recruiting von Fach- und Führungskräften sowie Führungskräfte-Entwicklung und Managementberatung.

Kontakt:
alexander.bollmann@bollmann-executives.de

Meistgelesen

Anzeige

WEITERE BEITRÄGE

Corona-Krise: Liquiditätsengpässe von Unternehmen

Mehr Netto vom Brutto dank Corona: Steuerfreie Sonderzahlungen an Arbeitnehmer

Gesundheit fördern, als Unternehmen profitieren

6 Tipps für starke Kundenbeziehungen, um die Krise zu meistern

Schreibe einen Kommentar