„Wir haben eine Matratze entwickelt, mit 240 Millionen Optionen.“

Und? Gut geschlafen? Oh … echt nicht? War die Nacht zu kurz? Oder das Bett zu ungemütlich? Schlaf wird überbewertet, sagen die einen. Schlecht schlafen ist ungesund sagen die, die es wissen müssen. Der Mensch kann in dieser schnelllebigen Zeit, in der wir leben, auf vieles verzichten – nicht aber auf Schlaf. Ganz entscheidend ist dabei, wie man sich bettet. Innovation hat längst Einzug gehalten in deutsche Schlafzimmer. Ein Vordenker der Szene kommt aus Montabaur im Westerwald: Stendebach & Co. Betteninnovation.
Ja gut, die verkaufen vermutlich Betten und Matratzen, mag man auf den ersten Blick denken. Doch da steckt so viel mehr dahinter. „Der Markt ist hochinteressant“, verrät Geschäftsführer Markus Stendebach. „Guter Schlaf ist einfach lebensnotwendig.“ Doch das allein macht das Unternehmen noch nicht erfolgreich. Als Markus Stendebach gemeinsam mit seinem Bruder Dirk im Jahr 1996 „in einer schweren Phase“ in das Unternehmen einsteigen, ist von Innovation noch nicht viel zu spüren. Heute ist Betten Stendebach ein gefragter Produzent für Bettwaren und Schlafsysteme, beliefert unter anderem den Betten- und Möbelfachhandel, Krankenhäuser und Hotels. „Wir sagen nicht ohne Stolz, dass wir ein kleines Schätzchen aus dem Unternehmen gemacht haben.“

Um zu verstehen, wie das gelungen ist, hilft als Beispiel ein Blick auf Matyx – eine von Stendebach entwickelte individuelle Matratze. Eine „normale“ Matratze gibt es entweder in einer Standardvariante oder mit bis zu drei unterschiedlichen Härtegraden für „alle“ Körpertypen. Die Entwicklung der Westerwälder hat hingegen 240 Millionen (!!!) Optionen.

„Unsere Vision ist es, jedem Menschen seine perfekt passende Schlaf- unterlage zu bieten. Die wird individuell für den Kunden gefertigt, nachdem dieser in unterschiedlichen Schlafpositionen digital vermessen wurde. So entsteht ein personalisiertes Liegeprofil, welches wir bei der Herstellung auf die Matratze übertragen.“ Insgesamt sieben Jahre lang wurde die Innovation am Standort in Montabaur entwickelt.

„Wir haben viel ausprobiert und analysiert“, sagt Markus Stendebach. „Entstanden ist ein System, welches eine Matratze anfertigt, die wie ein Maßanzug zum Kunden passt. Und weil sich Gegebenheiten ändern können, wie zum Beispiel das Gewicht, sind alle Komponenten der Matratze jederzeit austauschbar. So achten wir auch darauf, den ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten.“ Sich als kleiner Standort im Westerwald auf den großen Markt der Betten und Schlafsysteme zu trauen, war unternehmerisch eine sehr mutige Entscheidung. „Wir haben natürlich so Sätze gehört wie: Ihr habt sie doch nicht mehr alle. Das schafft ihr nie.“ Und sicherlich wurden die Macher in der Anfangszeit auch von den großen Einkaufsverbänden belächelt. Heute werden die Stendebachs längst nicht mehr belächelt, sondern sehr ernst genommen. „Auf dem Markt gab und gibt es unheimlich viel Masse, die sehr beliebig produziert wird. Wir wollten individuelle Produkte schaffen, die dem Einzelnen helfen. Und die Lösungen müssen bezahlbar sein. Beides ist uns gelungen.“

German Design Award für Stendebach & Co.

Das ist vorher noch keinem Bettwarenhersteller in Deutschland gelungen: Für die Kollektion S-Loft ist das Unternehmen mit dem German Design Award ausgezeichnet worden. „S-Loft ist eine Bettwaren-Kollektion, die durch ein neues Design und hochwertige Verarbeitung heraussticht“, sagt Markus Stendebach. „Wir haben spezielle Fasern entwickelt, die die Vorzüge einer Daunenfeder mit der Unempfindlichkeit einer Synthetikfaser verbindet. Wir sind unheimlich stolz, dass wir mit dieser Innovation den German Design Award in den Westerwald geholt haben.“

„S-Loft ist eine Bettwaren-Kollektion, die durch ein neues Design und hochwertige Verarbeitung heraussticht.“

Eine weitere Innovation aus Montabaur ist mit Blick auf Orthopädie und Anatomie vom IGR, einer Expertenvereinigung von Medizinern und Rückenschullehrern zertifiziert: Cairona. „Ein Schlafsystem, bei dem man sich den Härtegrad per Fern- bedienung selbst einstellen kann“, erklärt Markus Stendebach. „Sie müssen sich das wie ein Wasserbett vorstellen, nur eben nicht mit Wasser, sondern mit dem Medium Luft. Man legt sich auf die Matratze und der Matratzenkern passt sich automatisch Ihrem Körper an. Danach kann zwischen 55 Härtegraden gewählt werden. So passt man sich kinderleicht individuell sein perfektes Liegegefühl selbst an.“ Heute findet man das System nicht nur im Fachhandel und in Laboren der Schlafforschung, sondern auch in der exklusiven Hotellerie. Neben dem 5-Sterne Luxus-Hotel Jumeira genießen Gäste auch in der Region im Hotel Schloss Montabaur luftgefederten Schlaf. „Denn was hilft das schönste Ambiente und toller Marmor, wenn man nachts als Gast nicht gut schläft?“
Doch all die Ideen müssen auch in ein unternehmerisches Konzept passen – und auch da hat sich Stendebach clever positioniert und aufgestellt. Knapp 200 Mitarbeiter arbeiten an den Produktionsstätten in Deutschland und Polen. In direkter Nachbarschaft zum Fashion Outlet-Center in Montabaur entstand zudem vor wenigen Jahren ein hochmoderner Store, das Stendebach Outlet. „Unser Flaggschiff“, sagt Markus Stendebach. „Die Menschen können direkt bei uns kaufen. Und das mit bester Beratung und digitaler Unterstützung wie dem Boxspring-Konfigurator, auf dem sich die Kunden am Bildschirm ihr Bett selbst zusammenstellen und mit einer virtuellen Brille sofort ansehen können, wie es dreidimensional im Raum steht. Auch viele Händler und Einkaufsverbände schauen regelmäßig vorbei, informieren sich über die neusten Technologien und merken: Die im Westerwald sind ja gar nicht so verpennt! Und das sind wir auch nicht. Es gibt so viele tolle Player und Unternehmen, die aus unserer Region kommen. Auch da findet ein lebendiger Austausch statt.“
Boxspringbett von Stendebach
Doch auch im Geschäftskundenbereich ist Stendebach längst eine wichtige Adresse geworden. „Wir produzieren für viele Marken Eigenlabel-Produkte, weil wir in der Lage sind, besondere Produkte zu kreieren und diese auf Wunsch auch in kleiner Stückzahl zu realisieren. Wir wollen nicht auf dem Massenmarkt mitschwimmen, wir sehen uns als Dienstleister für individualisierte Produkte, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht und sind so für unsere Kunden interessant.“ Der unternehmerische Mut hat sich längst ausgezahlt, Markus Stendebach sieht das Unternehmen aber noch lange nicht am Ziel. „Wir sind bodenständige Westerwälder. Wir haben einen riesengroßen Antrieb und wollen noch ganz viel bewegen. Es ist uns gelungen, dass wir uns extrem gut positionieren, abseits der Standardmatratzen und in Zeiten von Amazon. Wir werden uns jetzt aber nicht auf eines unserer Matratzensysteme legen und zufrieden an die Decke schauen. Wir haben ein tolles, hoch motiviertes Team und machen genau da weiter!“

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