Herr Mumm, wann sind Sie heute früh aufgestanden?
Ich stehe immer um 6:30 Uhr auf.
Und wann haben Sie heute Abend Ihren letzten Termin?
Ich denke so gegen 19:00 Uhr.
Ein Traumjob?
Ich mache das sehr gerne. Ich war mit Leidenschaft Polizeibeamter und bin mit der gleichen Leidenschaft heute Bürgermeister der Verbandsgemeinde. Das macht mir sehr viel Spaß. Man ist sehr dicht bei den Leuten und das Schönste, was man machen kann, ist, wenn man jemandem helfen kann.
Auch wenn es so intensiv ist, die Tage so lang sind und die Wochenenden so kurz?
Der Vorteil ist, dass ich auch bei der Polizei schon immer im Schichtdienst gearbeitet habe. Das heißt, ich war auch dort regelmäßig zum Beispiel am Wochenende im Einsatz. Von daher war das für mich keine große Umstellung. Nur die Art der Termine ist eine andere. Aber ich war es schon immer gewohnt, abends oder am Wochenende oder an Feiertagen zu arbeiten. Und auch meine Frau und meine Kinder kennen das nicht anders.
Wie ist aus dem Polizisten
Maximilian Mumm der Berufs-Kommunalpolitiker Maximilian
Mumm geworden? Und das auch noch bei der SPD, obwohl der Vater CDU-Anhänger war?
Ich bin, wie viele andere in der damaligen Zeit, durch Helmut Schmidt zur SPD gekommen. Er hat mir in meiner Jugend imponiert mit dem, was er gesagt und getan hat. Mein Vater war schon immer ein strammer CDU-Wähler – und ist es auch heute noch. Aus der Oppositionsrolle ist bei mir Leidenschaft geworden, die Kommunalpolitik war aber eher ein Zufallsprodukt. Ich bin 1997 nach Münstermaifeld gezogen. Und weil jemand wusste, dass ich in der SPD bin, wurde ich angesprochen, ob ich nicht für den Stadtrat kandidieren wolle. In den wurde ich 1999 gewählt, ein Jahr später kam die Frage auf, ob ich nicht für das Amt des Stadtbürgermeisters kandidieren möchte. Ich habe mir 14 Tage Gedanken gemacht und mir dann gesagt: Warum nicht? Schließlich ist es immer gut, wenn man den Menschen eine Alternative bietet. Mit meiner Wahl zum Stadtbürgermeister im CDU-
geprägten Münstermaifeld hatte ich nicht gerechnet, aber die
Wähler haben das damals anders gesehen. Und so war ich achteinhalb Jahre Stadtbürgermeister, bis ich 2009 als Bürgermeister-
kandidat für die Verbandsgemeinde antrat. Auch da war meine Sichtweise: Ihr könnt mich wählen oder auch nicht. Hierfür stehe ich als Mensch, hierfür steht meine Partei, entscheidet selbst. Und das ist dann daraus geworden.
Sie sind im Juni 2009 in einer Stichwahl erstmals zum Verbandsgemeinde-Bürgermeister gewählt worden – mit damals 56,84 % der Stimmen. Haben Sie noch Erinnerungen an den Wahltag?
Absolut. Ich weiß noch, dass ich mir nicht sicher war, ob es reichen würde. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass die Menschen mir in der Mehrheit ihr Vertrauen
geschenkt haben. Gleichzeitig hatte ich aber auch ein weinendes Auge, denn mit der Wahl war klar, dass ich meine Polizeiuniform, die ich immer mit viel Idealismus
getragen habe, ausziehen musste. Dass ich nach acht Jahren im Amt 2017 mit mehr als 87 % der Stimmen im Amt bestätigt wurde, macht mich natürlich stolz. Und meinen Vater übrigens auch (lacht).
Sie haben eben den Namen Helmut Schmidt genannt. Fehlen uns heute Politiker seiner Klasse?
Ja. Und da reden wir nicht nur über Helmut Schmidt, sondern auch über Politiker anderer Parteien, die Großes geleistet haben. Diese Charaktere und Persönlichkeiten
fehlen uns, was schon ein bisschen traurig ist. Wenn ich mit den Leuten spreche, dann sage ich, was ich denke, und erzähle keine Märchen. Man muss als Politiker zu dem stehen, was man sagt und tut und sich auch mal in den Wind stellen und dabei stehen bleiben.
Als Sie 2017 wiedergewählt wurden, hat der Landrat sie damals sogar mit Helmut Schmidt verglichen und gesagt: „Man kann sich herzerfrischend mit Dir streiten.“ Hört man so was gerne?
Ja, das hört man gerne. Weil es mir zeigt, dass meine Art, wie ich mit Menschen umgehe, die richtige ist. Man muss immer in der Lage sein, sich vernünftig auseinanderzusetzen, am Ende muss es aber immer auch zu einem anständigen
Ergebnis kommen. Ich sage immer: Wenn die Sitzung rum ist und die Tür zugeht, dann sollten wir alle noch ein Bier zusammen trinken können. Eine Auseinandersetzung kann bei aller Ernsthaftigkeit auch mal lustig sein, darf aber nie persönlich oder beleidigend oder unsachlich werden. Am Ende muss immer etwas Vernünftiges dabei herauskommen.
Wenn man die Medien verfolgt, dann hat man den Eindruck, Politik in der heutigen Zeit ist eine undankbare Aufgabe. Warum klingt das bei Ihnen nicht so?
Die Politik in Mainz und Berlin – dort würde ich übrigens nie hinwollen – ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Im kommunalen Bereich bekommen Sie nur etwas erreicht, wenn man
gemeinsam etwas bewegt. Von Berlin wird jedoch derzeit eine Politikverdrossenheit par excellence vorgelebt. Und dann muss man sich nicht wundern, wenn die Menschen das abstoßend finden. Ich rede immer gerne über meine Partei, aber wenn man sich aktuell unsere Parteispitze anschaut, dann darf man sich nicht wundern, wenn man bei 12,5 % ist. Politik hat immer viel mit Menschen zu tun. Und es fehlen einfach, wie eben schon gesagt, die großen Persönlichkeiten. Politik muss in der Lage sein, die Menschen mitzuziehen und mitzunehmen.
Davon ist sie im Land und im Bund derzeit weit entfernt. Mir persönlich macht Kommunalpolitik Spaß, weil man nah dran ist an den Menschen und weil man gestalten kann.