Wie wird sich die Medizin weiterentwickeln? Wie schreibt das KKM seine eigene (Medizin-)Strategie fort, um auch in Zukunft die Herausforderungen des Gesundheitssystems zu meistern?
Die Medizin wird sich unserer Ansicht nach auch in den nächsten Jahren weiter ambulantisieren und gleichzeitig im Zuge des technologischen Fortschrittes rasant weiterentwickeln. Wir werden auch weiterhin immer neue Diagnostikverfahren und Behandlungsmöglichkeiten hinzugewinnen. Was beispielsweise in der Onkologie über Immun- und Antikörpertherapien heute bereits möglich ist, hätte vor ein paar Jahren noch niemand vermutet. Was heute bereits ambulant operiert wird, benötigte noch vor wenigen Jahren eine Woche stationären Aufenthalt. Von daher ist es für uns wichtig, auch in Zukunft bei neuen Entwicklungen am Ball zu bleiben und uns in all unseren zertifizierten Zentren an klinischer Forschung zu beteiligen. Unsere aktuell drei zertifizierten Organzentren am Marienhof wollen wir in diesem Jahr zu einem onkologischen Zentrum zusammenführen. Gleichzeitig etablieren wir gerade an allen Betriebsstätten tagesklinische Strukturen, um unsere Patienten je nach Behandlungsbedarf im jeweils richtigen und dafür vorgesehenen Sektor behandeln zu können. Dieser Dreiklang aus ambulanten, teil- und vollstationären Angeboten sowie die weitere Zentrenbildung, sind die inhaltlich großen Herausforderungen der näheren Zukunft. Dazu kommen die beiden Megatrends „Digitalisierung“ und „Fachkräftemangel“. Vor allem der Gewinnung und dem Halten von motivierten und gut ausgebildeten Fachkräften kommt eine immer größere Bedeutung zu.
Wie groß ist der Anteil der Mitarbeitenden an der positiven Entwicklung des Klinikums? Wie wichtig ist die Ressource Mensch im Klinikalltag?
Wir erbringen Leistungen von Menschen, mit Menschen, für Menschen. Und das 24 Stunden am Tag, an 365 Tagen im Jahr.
Der medizinische Fortschritt und die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen fordern unsere Dienstgemeinschaft, sich ständigem Wandel anzupassen und quasi niemals stehen zu bleiben. Von daher sind in unserem Katholischen Klinikum die Mitarbeiter der zentrale Erfolgsfaktor und unser wichtigstes Gut. Wir als Klinikleitung sind sehr froh, dankbar und auch stolz, eine so starke Mannschaft zu haben.
Würden Sie sich mehr Berichterstattung über Krankenhäuser und Medizin wünschen? Meist schaffen es Kliniken ja nur nach dem Motto „bad news are good news“ in die Presse. Wird zu wenig darüber berichtet, was gut läuft und was die Krankenhäuser in der Region zu leisten im Stande sind?
Das Bild, das in den vergangenen Monaten von uns Leistungserbringern im Gesundheitswesen der Region häufig in der Öffentlichkeit gezeichnet wurde, empfinde ich als leider sehr defizitorientiert. Wir betrachten historisch gewachsene Strukturen und bleiben in diesen verhaftet. Die Herausforderungen der Zukunft lösen wir damit nicht. Den Pflegeberuf macht ein solches öffentliches Stimmungsbild ebenfalls nicht attraktiv. Ich hoffe sehr, dass wir irgendwann von der Debatte über die Frage „welches Krankenhaus brauchen wir noch?“ weg kommen und uns über Lösungen unterhalten, wie wir die heute schon bekannten Herausforderungen des demografischen Wandels in bedarfsgerechte Versorgungskonzepte übersetzen. Wir werden wahrscheinlich weniger stationäre Einrichtungen benötigen, aber gleichzeitig Anlaufstellen in ländlicheren Gebieten brauchen, um vor allem älteren und weniger mobilen Menschen eine wohnortnahe Versorgung zu sichern. Dies, gepaart mit einem flächendeckend zuverlässigen Rettungswesen, sind die Themen, über die wir aktuell noch zu wenig sprechen und ich bin der Meinung, dass alle Gesundheitspartner der Region hierzu einen Beitrag leisten können.
Wo wünschen Sie sich das KKM (mit Blick auf Leistungsfähigkeit und Standing in der Region) in fünf Jahren?
In den kommenden fünf Jahren stehen bei uns einige altersbedingte personelle Wechsel, sowohl im Bereich der Ärzte als auch im Bereich der Pflege und in Teilen der Klinikverwaltung an. Ein großer Wunsch ist sicher, dass uns an diesen Stellen gute Nachfolgeregelungen und Neubesetzungen gelingen, sodass wir in Zukunft weiterhin als leistungsfähiges Krankenhaus, als guter Arbeitgeber und als verlässlicher Gesundheitspartner in der Region, aber auch darüber hinaus wahrgenommen werden. Der zweite große Wunsch ist, dass es der Politik bis dahin gelingt, die bürokratische Belastung und den überbordenden Formalismus unseres Gesundheitssystems ein wenig einzudämmen, sodass wir wieder mehr Zeit für die Patientenversorgung haben und Berufe im Sozial und Gesundheitswesens wieder attraktiver für junge Menschen werden.
Das Katholische Klinikum im
Internet: www.kk-km.de